Vorstellung der ostbelgischen Energiewabe in Luxemburg (3. Juli 2018)

(Pressemitteilung der Referentin für Energie und Mobilität des Ministeriums der Deutschsprachigen gemeinschaft vom 3. Juli 2018)

Eine Option der grenzüberschreitenden Stromversorgung für die Zukunft

Ostbelgien war Thema der Veranstaltungen rund um die Grüne Woche der EU. Bei einer Veranstaltung der Großregion zur europäischen Aktionswoche der Nachhaltigkeit stellten Courant d’Air, Cociter und das Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft am Mittwoch, den 27.6. in Remich (Luxemburg) erste Ergebnisse eines Konzepts zur verbesserten Erzeugung und Nutzung alternativer Energien in Ostbelgien vor.

Was ist eine Energiewabe?

Ziel des Interreg VA-Projekts „Energiewaben – Regionale Energieversorgung der Großregion“ ist ein Konzept zur besseren Abstimmung von Energieproduktion und – verbrauch. Ein weiteres Ziel ist es, mehr erneuerbare Energien auf regionaler Ebene zu erzeugen. Die Lösung: Energiewaben. Das sind abgegrenzte Gebiete mit einem virtuellen “Energiemengenkonto”. Im Falle von Überschüssen in der Energieproduktion sollen diese an die benachbarten Waben weitergeleitet werden. „Das kann man sich wie Bienenwaben vorstellen, die unter Berücksichtigung des Füllstands von Nachbarwaben mit Honig befüllt werden. Deshalb haben wir uns für diese Bezeichnung für unser Projekt entschieden“, erläutert Barbara Dröschel, Projektkoordinatorin beim IZES (Institut für ZukunftsEnergie- und
Stoffstromsysteme). „Wichtig ist uns auch der Hinweis, dass die Energiewaben nicht autark sind, sondern weiterhin am Netz der öffentlichen Versorgung angeschlossen bleiben“, so Dröschel.

Die Deutschsprachige Gemeinschaft möchte durch ihre Partnerschaft im Energiewabenprojekt und durch eigene Initiativen im Energie- und Klimabereich konkret dazu beitragen, nachhaltige Versorgungsmodelle in Ostbelgien auf den Weg zu bringen – auch wenn die DG bislang nicht direkt für Energie zuständig ist.

Ministerpräsident Paasch: „Der Übergang zu einer nachhaltigen Energie- und Klimapolitik in Belgien, Europa und der Welt ist eines der zentralsten Zukunftsthemen unserer Zeit. Hier muss in enger Zusammenarbeit jeder seinen eigenen, großen oder kleinen Beitrag leisten.

Vier Energiewaben in der Großregion

Bisher wurden im Projekt Konzepte für Energiewaben in Metz (F), Remich (L), Trier (D) und Ostbelgien (B) erstellt. Damit jede Wabe die Möglichkeit hat, sich selbst zu regulieren, werden Smart-Grids, virtuelle Kraftwerke und eine Leitzentrale integriert.
Ein Smart-Grid ist ein intelligentes Stromnetz, das die kommunikative Vernetzung innerhalb einer Wabe gewährleistet und die Steuerung der Netzkapazitäten optimal ausnutzt. Ein virtuelles Kraftwerk ist die Zusammenschaltung von dezentralen Stromerzeugungseinheiten, die innerhalb einer Wabe vorhanden sind. In der Leitzentrale fließen alle relevanten Erzeugungs- und Verbrauchsdaten zusammen.
Durch die aufeinander abgestimmte Schaltung von Energieerzeugung und –verbrauch in einer Wabe sowie durch Speichermöglichkeiten kann ein höherer Prozentsatz des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Das Neue an den Waben ist also die Möglichkeit, Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien umzuverteilen und den Bedarf vorab auszurechnen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist eine Prüfung der rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen, unter denen ein grenzüberschreitender Stromaustausch zwischen den verschiedenen Waben in der
Zukunft funktionieren könnte.

Energiewabe Ostbelgien

Die Energiewabe Ostbelgien umfasst die Deutschsprachige Gemeinschaft sowie die Gemeinden Weismes, Malmedy und Bleiberg. Die ersten Resultate der Simulationen, die in Remich vorgestellt wurden, zeigen, dass 97% der regional produzierten erneuerbaren Energien innerhalb der Wabe verbraucht werden. Konkret können also nur 3% der erneuerbaren Energieproduktion als Überschuss über das Transportnetz ausgeführt werden. Diese Überschüsse können einerseits durch den fluktuierenden Charakter der erneuerbaren Energien erklärt werden: Nur an Tagen wo es besonders
viel Wind und Sonne gibt, steigt die Produktion über den Verbrauch hinaus.

Andererseits verursacht auch der sich ständig verändernde Stromverbrauch, z.B. tagsüber und nachts, Schwankungen in der benötigten Strommenge. Um den Gesamtverbrauch über die Zeitspanne eines Jahres ausschließlich durch erneuerbare Energien zu decken, müssen mehr Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien gebaut werden. An bewölkten und windstillen Tagen, wo nur Biomasse und Wasserkraft zur Energieproduktion beitragen, kann der Gesamtverbrauch zum Beispiel nur zu 22% durch regional produzierte erneuerbare Energien gedeckt werden.
An solchen Tagen müssen die ostbelgischen Stromversorger zusätzlich Energie von auswärtigen Stromerzeugern einkaufen.

Was ist die Grüne Woche der EU?

Die Grüne Woche 2018 der EU umfasste Veranstaltungen in ganz Europa, eine hochrangige Konferenz vom 22. bis 24. Mai 2018 in Brüssel sowie Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen in den Mitgliedstaaten.

Die diesjährige Ausgabe der EU-Grünen Woche hatte zum Ziel, Wege aufzuzeigen, wie die EU den Städten dabei helfen kann, bessere Orte zum Leben und Arbeiten zu schaffen. Gefördert werden Ansätze der Bürgerbeteiligung zu den Themen Luftqualität, Lärm, Abfall und Wasserbewirtschaftung sowie erneuerbare Energie.
Ziele der Grünen Woche sind Impulse zur Stadtentwicklung, die Schaffung und Stärkung von Vernetzungsprogrammen und Instrumenten für den Austausch bewährter Verfahren, die Einbeziehung lokaler Behörden und Bürger sowie die Förderung ihrer Vision einer nachhaltigen Zukunft.

Weitere Auskünfte erteilt:

Emilie Van de Weyer
Referentin für Energie und Mobilität
Tel. +32 (0)87 789 620
E-Mail: emilie.vandeweyer@dgov.be